Goldstrom oder Schwefeldämpfe ?
Wie kleine Stalaktiten hängen im Nationalpark Caldera de Taburiente auf La Palma die Tropfsteine von der Höhlendecke. Nicht im üblichen grau oder weiß - sondern in einem kräftigen Ockergelb. Kein leicht löslicher Kalkstein, den gibt es kaum auf der Insel, sondern ein anderes Mineral das sich hier in Nähe von Dos Aquas ablagert.Am Ende des Regenbogen
Fast magisch wirkt dieser Winkel im südöstlichen Innern des Senkkraters. Ein 6 Meter hoher Wasserfall über den das Quellwasser in die Tiefe stürzt und seinen Weg gelb einfärbt. Moose und Flechten bilden mit ihrem saftigen Grün den passenden Rahmen. Je nach Sonneneinfall vergrößert sich die Farbpalette und es entsteht ein traumhaftes Farbenspiel. Fast schon Unwirklich aber Tatsache.
Die Cascada de Colores (587 m/M) im Herzen der Caldera de Taburiente (Foto links: www.santossaul.com). Solch ein eindrucksvolles Foto ist natürlich nur bei entsprechenden Lichteinfall zu machen. Die Cascada de Colores wird in der jüngeren Literatur oft erwähnt, aber es gibt kaum historische oder wissenschaftliche Aufzeichnungen. "Die Heilquelle am Fuße des Roque Idafe - der heiligen Felsspitze der Guanchen - mit magischen Eigenschaften und nur einem ausgewählten Kreis zugänglich". Ob tatsächlich von dieser Cascada gesprochen wird ist nicht klar. Es gibt nämlich noch ca. 2 km weiter oben dem Bachlauf folgend, eine natürlich entstandene Cascada. Allerdings auch für den geübten Wanderer wegen der schwierigen und gefährlichen Geländeverhältnisse fast nicht erreichbar.
Die jetzige Cascada de Colores war im Kleinformat immer schon vorhanden. In den 1960er Jahren wurde sie allerdings mit einer Staumauer ergänzt, um Wasser zu speichern.
Der Rio Rivanceras oder passender Rio Limonero wie er auch heißt, führt im Monat Juli nur noch wenig Wasser. Das Foto oben entstand kurz vor dem Zusammenfluss mit dem Rio Almendro Amargo der kristallklares Wasser beisteuert. Es ist also nur ein eng begrenzter Bereich aus dem das gelb gefärbte Wasser kommt. Es sind rötlich eingelagerte Eisenerze (Foto links) die dem Wasser die markante Farbe geben. Nur in diesem kleinen Barranco gibt es punktuell besonders eisenhaltige Lava. Das durchfließende Wasser löst hier die eisenhaltigen Elemente im Stein.
Sobald außer Wasser noch Sauerstoff dazu kommt, wird eine elektrolytische Reaktion in Gang gesetzt. Es entsteht Eisenoxid oder umgangssprachlich auch Rost genannt. Diese Eisenhydroxide treten an ihrer Ursprungsstelle (Bild links) stark konzentriert und rötlich gefärbt auf. Durch die weiter Oxydation ändert sich die Farbe in Ocker. Eisenhydroxid ist nicht wasserlöslich und treibt als kleinste Partikel bis in den Nano- Bereich im Wasser mit, bis es ausflockt bzw. sich aus dem Wasser wieder löst.
Der gelegentliche Genuss dieses Wasser ist nicht gefährlich oder schädlich. Den Geschmack würde ich als "Eisenhaltig" aber durchaus genießbar, beschreiben. Die Temperatur dürfte bei 16° bis 17° liegen. Aber es sind die Ausblühungen und Ablagerungen die das Leben unter ihr Ersticken. Auch Wasserkanäle und Rohre können sich im Laufe der Zeit "Zusetzen".
Zurück bleibt eine zähe schlammähnliche Masse mit einer besonderen "Farbkraft". Es ist die natürlich organische Farbe "Ocker" die bei einigen Naturvölkern zur Körperbemalung eingesetzt wurde. Im Foto links haben bereits Vorgänger die Farbkraft getestet und sich verewigt. Der nächste Regen wird die Initialen wieder abwaschen.
Es gibt nur wenige Orte auf der Erde wo gelbes Wasser zu beobachten ist. Es sind meist Geothermal- Gebiete mit heißem Grundwasser. Im Nordosten von Aethopien, im Yellowstone Nationalpark oder im "Wai-O-Tapu" in Neuseeland. Hier sind es aber Schwefel- und Kaliumsalze mit giftigen Verbindungen oder auch farbige Bakterien und Algen, die eine Wasserverfärbung bewirken.
Eine Kaltwasserverfärbung wie auf La Palma ist eigentlich nur in Gebieten mit aufgelassenen und gefluteten Bergbaustollen bekannt. Über den Gängen lagernde Eisenerze werden durch das Fluten animiert und lässt dann "gelbes Wasser" entstehen.
Wir haben hier auf La Palma schon eine sehr seltene Quelle, die vielleicht auch Heilkräfte birgt. Da ich mich viel mit Vulkanologie (El Hierro) beschäftige, stellt sich natürlich die Frage:
Warum findet sich nur hier in einem sehr eng begrenzten Bereich, so stark eisenerzhaltige Lava ?
Bei mehr als "Tausend Vulkanen" auf allen Kanarischen Inseln mit vielen Quellen tritt sonst kein ockerfarbenes Quellwasser aus.
Ob ich darauf eine Antwort finde?
Marie (Foto) vergnügt und erfrischt sich derweil unter der Cascada de Colores.
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