Kanaren News (El Hierro-La Gomera-La Palma)

Mittwoch, 4. September 2013

Ohne Strom ist einfach nix los ?

NEWS:

Schon lange nicht mehr erlebt. Komplettausfall der Stromversorgung auf der ganzen Insel.

Nicht weiter schlimm, da der Stromausfall am Tage erfolgte. Für über 4 Stunden war gestern ab 15.15 Uhr der Strom weg. Bereits in der Nacht von Montag auf Dienstag war für eine Stunde die Versorgung unterbrochen. Im Endesa Kraftwerk in Santa Cruz hatte sich ein schwerwiegender Defekt ereignet, wie das Cabildo mitteilte.
Früher durchaus mehrmals im Jahr üblich, hatten wir in den letzten Jahren nur noch selten diese Blackouts - zuletzt 2009 und 2010.

Nach und nach wurden am gestrigen Abend die Inselteile wieder an die Stromversorgung angeschlossen. El Paso bekam erst gegen 23.00 Uhr wieder Licht.

Es zeigte sich jetzt wie hilflos manche Menschen ohne Strom sind. Früher wurde auf Holz oder Gas gekocht. Durch die Umstellung auf Elektroherde und Mikrowellen blieb am Abend die Küche kalt.
Der Einkauf bei den kleinen Tiendas war früher kein Problem. Auch ohne Strom konnte der Ladenbesitzer seine Rechnung aufmachen. Moderne Computer- und Kassensysteme lassen das heute nicht mehr zu.
Über die eklatante Schwäche des Kopfrechnens bei vielen Kassiererinnen möchte ich mich erst gar nicht weiter auslassen.
Und die Büros und Behörden mit ihren Computern hatten Auszeit.

Auch zu Hause gab es Fernsicht statt Fernsehen. Das in vielen palmerischen Haushalten von Morgens bis spät in die Nacht brüllende TV war tot. Zeit sich mit der lieben Gattin und den Kindern zu unterhalten. Ob es gemacht wurde und ob das Alltagsleben dadurch bereichert oder geschmälert wurde, kann ich nicht beurteilen.

Ohne Strom ist einfach nicht viel los. Die Abhängigkeit von dieser Energie wird dem Einzelnen erst dann so richtig bewusst.

Und den Verursacher, das Endesa Kraftwerk, zeigt das Foto oben mit seiner stinkenden Rauchsäule. 90 % der auf La Palma erzeugten Energie wird leider noch durch die Verbrennung von Schweröl erzeugt. Auch in den Boomjahren hatte man kein Geld um in saubere Energieerzeugung zu investieren.
Die wenigen vorhandenen Windkrafträder konnten den Ausfall auch nicht überbrücken. Sie wurden wie am Flugplatz gestern sogar abgeschaltet, um wahrscheinlich eine Überspannung im Netz zu vermeiden.
Schwefeldioxid und andere umweltschädliche Gase werden so Tag für Tag in das Naturreservat La Palma geblasen. Alles mitten in einem stark besiedelten Wohngebiet bei der Hauptstadt Santa Cruz de La Palma und der Neubausiedlung La Grama von Brena Alta.

Für Gäste die mit einem Kreuzfahrtschiff auf der Insel ankommen, ist dies der erste Anblick. Nur wenige Meter vom Hafen entfernt qualmt und stinkt dieses Denkmal des Fortschritt und Wohlstand seit Jahrzehnten vor sich hin.
Oft geht der Zeigefinger der Gäste sofort nach dem Landgang fragend in Richtung Rauchsäule. Als Tourismus erfahrener Mensch versucht man natürlich das Werk herunter zu spielen und das Interesse schnellstens auf die beeindruckende Naturkulisse links und rechts daneben zu lenken.

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